Pfarrerin Stefanie Probst-Wechsler

Auf ein Wort: Was ist Heimat?

Erstellt von gmb/tur |

Gedanken von Pfarrerin Stefanie Probst-Wechsler zu ihrem Heimatbegriff

Ende Februar besuchte ich meine Familie für einige Tage. Meine Großmutter begrüßte mich mit den Worten: „Schön, dass du wieder einmal daheim bist.“ Ich stutzte. War ich denn dort wirklich noch „daheim“ oder ist nicht Pyrbaum mittlerweile zu meinem Zuhause geworden? Und wie wird es sein, wenn sich mein Lebensmittelpunkt nach Neumarkt verlagert?

Begriffe wie „Heimat“ oder „Zuhause“ sind nicht einfach zu erklären. Was gehört dazu, dass ein Ort zur Heimat wird? Sind es die vertrauten Wege, die Hügel und Bäche, denen ich beim Spaziergang begegne? Ist es der bekannte Duft, der mir schon an der Wohnungstür in die Nase steigt? Aber: Heimat ist viel mehr als nur ein bestimmter Ort. Zur Heimat gehören auch die Menschen, die Begegnungen und Erinnerungen. Ich bin dort zuhause, wo ich willkommen bin, wo ich verstanden werde. Für viele Menschen ist und bleibt die Heimat daher v.a. der Ort der unbeschwerten Kindheit.

Anfang März, als ich diese Zeilen schreibe, sind bereits etwa eine Million Menschen aus ihrer Heimat in der Ukraine geflohen – und es sollen viele mehr werden. Die erschreckenden Bilder sind voll von Verzweiflung, Wut und Trauer. Häuser und Orte sind zerstört, Menschen gestorben. Ich weiß nicht, was bis jetzt, da Sie diesen Gemeindebrief in Händen haben, passiert sein wird. Eins steht allerdings fest: Die Heimat wird für viele Menschen nicht mehr dieselbe sein.

Auch die Bibel kennt Geschichten von Zerstörung, Trauma und Heimatlosigkeit. Der Prophet Hesekiel gehörte zu den Israeliten, die von Jerusalem nach Babylon verschleppt wurden. Doch in der Ferne erhält er Gottes Zusage zu einem Neubeginn: „Meine Wohnung soll unter ihnen sein, und ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.“ (Hesekiel 37,27). Gott will bei uns Heimat finden. Und umgekehrt heißt das: Wir können bei Gott eine Heimat finden – egal, wo wir gerade örtlich oder mental sind. Hier können wir einen Ort finden, wo wir als Christinnen und Christen angekommen sind.

Ihre Pfarrerin Stefanie Probst-Wechsler

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