Es ist nicht immer einfach in Balance zu bleiben – das gilt nicht nur für unseren Körper, sondern für unser ganzes Leben. Die letzten Monate waren ein großer Balance-Akt. Wir mussten einerseits die Distanz wahren und zugleich einander emotional nahe bleiben. Zusammenhalten in schweren Zeiten ohne unser äußerliches und innerliches Gleichgewicht zu verlieren.
Unser Leben kann man wie ein Rad verstehen, bestehend aus vier Bereichen: Körper, Verstand, die Beziehung zu Gott und den Menschen. Jesus scheint diese Balance gefunden zu haben. In Lukas 2,52 heißt es: „Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen.“ Bei Jesus lief das Rad rund. Wir aber machen die Erfahrung, dass das Leben oft nicht rund läuft. Es fällt uns schwer alle Bereiche in Balance zu halten. Wie also hat Jesus es geschafft, die Balance zu halten?
Sein Ansatz war: tue alles, was du tust, mit Leidenschaft. Mit Leidenschaft leben heißt, nicht von allem ein wenig tun, sondern das zu tun, was jetzt dran ist. Wenn Jesus sich um Menschen gekümmert hat, war er ganz für sie da. Wenn er gelehrt hat, sprach er mit Kraft. Und wenn er gebetet hat, tat er das mit ganzer Hingabe. Freude am Leben habe ich nicht, wenn alles ausgeglichen ist, sondern wenn ich mit ganzem Herzen dabei bin. Diese Erfahrung machen wir in unserem Alltag: der eine blüht auf, wenn er Musik macht, der andere kann stundenlang Bücher lesen oder macht gerne Sport. Solche Momente der Hingabe helfen uns, die eigene Balance zu finden und Ausgleich zu schaffen.
Doch ein Rad kann nur rund laufen, wenn es eine Achse hat, um die sich alles dreht. Jesus hatte diesen Mittelpunkt – das war sein Vater im Himmel. Wenn der Mittelpunkt feststeht, muss ich mein Leben nicht selbst in Balance halten. Ich habe einen, von dem alles ausgeht und zu dem alles hinführt.
Ihr Pfarrer Andreas Grell