Manchmal verstehe ich andere nicht. Das erlebe ich so oft: in fremden Ländern, bei Fachgesprächen oder wenn ich an anderen vorbeirede. Eltern und Kinder verstehen sich nicht. Die reinste babylonische Sprachverwirrung. Auch wenn die Gesprächspartner dieselbe Sprache sprechen, heißt das nicht, dass sie sich verstehen müssten.
Vom Gegenteil erzählt die Pfingstgeschichte:
Jünger, die gerade noch mutlos waren, überkommt eine große Kraft, wie ein Sturmwind. Bewegt vom Heiligen Geist sprechen sie von Jesus Christus, und das Wunder geschieht: Jeder kann sie in seiner eigenen Sprache verstehen. Viele lassen sich taufen: Die Kirche ist geboren. Pfingsten lädt ein, darüber nachzudenken, welche Sprache wir sprechen als Kirche und als einzelne Zeitgenossen: die Sprache der Angst oder die Sprache der Macht oder die Sprache der Liebe.
Der Pfingstgeist hält Jesus unter uns lebendig. Es ist ein Geist, der Menschen verbindet und nicht trennt, der befreit und nicht einengt, ein Geist, der die Augen öffnet für Unrecht und den Mund auftut für die Wahrheit. Ein Geist, der aus dem Tod ins Leben ruft.
„O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein, verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein.“, beginnt ein altes Pfingstlied und trifft damit den Kern. Egal ob in der Kirche oder im zivilen Leben, in der Politik, in der Arbeitswelt oder auch in der Familie - Menschen hauen andere viel zu oft die Pfanne, führen sie aus unterschiedlichen Motiven hinters Licht. Agieren zu ihrem persönlichen materiellen oder sozialen Vorteil. Auch der scheinbar höhere Zweck der „guten Sache“ rechtfertigt den trügerischen Schein nicht. Nicht in der Kirche und nicht außerhalb der Kirche.
Pfingsten, das unbekannte Fest sollte als Fest der Erhellung der Lebensverhältnisse und der Klärung der menschlichen Beziehungen eine viele größere Bedeutung haben in den Köpfen und Herzen.
„O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein, verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein“, dass unser Miteinander gelingen kann, weil wir uns verstehen.
Grafik: Pfeffer aus www.gemeindebrief.de