Pfarrer Martin Hermann, Foto Amthor

Auf ein Wort: "Buß- und Bettag als Einladung"

Erstellt von mh/tur |

Gedanken vom Stv. Dekan Martin Hermann zum Buß- und Bettag

Buß- und Bettag: Tag des Bilanzierens. Kassensturz. Alle Karten auf den Tisch. Farbe bekennen. Wo stehe ich? In meinem Leben? Was ist gelungen? Was nicht? Was wird verdrängt? 

Das ist eine Möglichkeit, sich dem Buß- und Bettag zu nähern. Ich schlage einen anderen Weg vor. Weil der Begriff „Buße“ heute anders verstanden wird wie früher. Meist als Strafe für ein Vergehen. Der biblische Begriff  (hebräisch „Schub“ und griechisch „Metanoia“) meint jedoch etwas anders: Umkehr oder Hinwendung zu Gott. Dieser Aufruf durchzieht nicht nur das ganze Alte Testament. Auch Jesus beginnt sein öffentliches Wirken mit den Worten: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium.“ Ein Ruf zur Hinwendung zu Gott.

So verstanden kann der Buß- und Bettag ein Ruf zur erstmaligen oder erneuten Hinwendung zu Gott sein. Das hat bei Jesus einen fröhlichen und ermutigenden Charakter. Denn Evangelium beutet: Frohe Botschaft oder Gute Nachricht. Die „Gute Nachricht“ gegenüber den schlechten Nachrichten damals und heute. Gottes frohe Botschaft, dass ein neuer Anfang möglich ist.

Und wenn ich bereit bin, mich von dieser neuen Hoffnung berühren zu lassen, bin ich vielleicht auch eher bereit, über mein Leben nachzudenken. Alle Karten auf den Tisch zu legen. Farbe zu bekennen. Was ist gelungen? Was nicht?  Wo bin ich schuldig geworden?

Meist scheuen wir es, begangene Schuld zu thematisieren, zu ihr zu stehen. Die Bibel erzählt davon bereits auf ihren ersten Seiten: Adam und Eva versuchen sich durch Hin- und Herschieben der Schuld sich selber unschuldig zu reden. Daran hat sich bis heute kaum etwas verändert.

Gott aber hat keine Karikaturen geschaffen, sondern Persönlichkeiten. Die nicht nur fähig sind zu lieben, sondern die auch schuldig werden. Und die zu ihrer Schuld stehen dürfen. 

Die den Mumm haben, begangene Schuld offen auszusprechen: Im Gespräch mit andern oder in der Stille vor Gott. Und Gott wird vergeben, wenn die Bitte um Vergebung ehrlich gemeint ist. Damit wir aufatmen können, damit wir befreit leben können.

Sich darüber Gedanken zu machen, dazu lädt der Buß- und Bettag ein. Für mich ist dieser kirchliche Feiertag wie ein Denkmal: „Denk-mal“ über dein Leben nach, offen und ehrlich, sprich auch deine verqueren Dinge aus vor Gott und du wirst etwas von der Freiheit der Vergebung erleben. Und hoffentlich mit Konsequenzen für dich und den Umgang mit deinen Mitmenschen.

 

Stv. Dekan Martin Hermann

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