Früher war längst nicht alles besser. Beim Konfirmationsgottesdienst habe ich als Jugendlicher das erste Mal am Abendmahl teilnehmen dürfen. Acht Jungs kämpften wir auf vier Kniebänken gegen die Schwerkraft und das Abrutschen. Wir waren total verkrampft, körperlich durch das ungeübte Knien und innerlich, weil mit der Situation überhaupt nicht vertraut waren, aber die Blicke der ganzen Gemeinde im Nacken spürten.
Einer hat die Verkrampfung nicht mehr ausgehalten und zu lachen angefangen. Verkrampfung und Fremdheit haben uns in dieser Situation den ersten Zugang zum Abendmahl verstellt.
Grundsätzlich ist jede*r getaufte Christ*in zur Teilnahme am Abendmahl eingeladen, auch die Kinder. Diese selbstverständliche Praxis der frühen Christenheit, die erst im Mittelalter nachträglich eingeschränkt worden war, musste sich aber in der Evangelischen Kirche erst wieder nach und nach durchsetzen, weil man dort die Zulassung zum Abendmahl mit der Konfirmation verknüpft hatte. Die Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern hat im Jahr 2000 den Weg für das Abendmahl mit Kindern auch offiziell wieder frei gemacht. Wie viele andere bayerische Kirchengemeinden hat sich auch die Neumarkter durch Kirchenvorstandsbeschluss schon vor Jahren dieser alten Praxis angeschlossen.
Seit gut zwei Jahren haben wir bei jeder Abendmahlsfeier auch einen Kelch mit Traubensaft auf dem Altar stehen. Jedes Kind und auch jeder Erwachsene, der das möchte, bekommt beim Abendmahl Traubensaft gereicht, keiner ist gezwungen beim Abendmahl Alkohol zu trinken.
Aus meiner eigenen Jugenderfahrung heraus freue ich mich über alle Kinder, die in unseren Gottesdiensten beim Abendmahl aktiv mitfeiern und dabei erleben, was es uns Erwachsenen bedeutet: Gemeinschaft, Tröstung, Besinnung, Stärkung und Feier des Lebens in der Gegenwart des auferstandenen Jesus Christus.
Pfarrer Michael Murner