Im Taufgespräch erzählt der stolze Vater: „Seit die Kleine da ist, hat sich unser Leben total verändert. Jetzt schau ich, dass ich Abends rechtzeitig aus der Arbeit komme.“
Ein Neuanfang mitten im Leben – ein Kind wird geboren, die Familie wächst, und plötzlich fühlt man oder frau sich wacher, lebendiger. Manches, was bisher das Leben geprägt hat, verliert an Bedeutung. Anderes ist jetzt wichtiger. Marie Luise Kaschnitz beschreibt für mich Ostern so:
„Manchmal stehen wir auf
Stehen wir zur Auferstehung auf
Mitten am Tage…“
Aufbrechen, Aufstehen, Neuanfangen - vielleicht können Sie sich daran erinnern. Als Sie ein Kind bekamen, oder als Sie nach einem Unfall oder einer längeren Krankheit wieder allmählich auf die Beine kamen. Erinnern Sie sich, wie Sie sich, nachdem Sie Wochen um einen lieben Menschen trauerten, allmählich wieder freuen konnten: Über die Sonne, den Frühling oder das Lachen eines Kindes?
An Ostern freuen wir uns, dass Jesus von den Toten auferstand. Er ist auferstanden um uns den Weg zu zeigen: So geht es für uns und unsere Lieben nach dem Tod weiter.
Seine Jünger brauchten eine Weile um die Zeichen der Zeit zu erkennen. Sie waren nach Jesu Tod am Kreuz noch ganz in ihrer Trauer gefangen. Aber, Jesus hat nicht lockergelassen. Er hat es ihnen handgreiflich gezeigt: Er brach als Auferstandener wie früher das Brot mit Ihnen und versprach: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Jesus ist uns vorausgegangen vom Tod zum Leben, damit wir verstehen: Gott liebt das Leben. Er freut sich, wenn wir lebendig sind, bzw. wieder lebendig werden. Gott will, dass wir aufstehen mitten am Tag aus allem, was uns bedrückt.
Aufatmen, Weite spüren und mit offenen Augen die Spuren Gottes in der Welt und im Leben entdecken – das wünsche ich Ihnen. Gelegenheit dazu gibt es manche: in der Osternacht, bei den Ostergottesdiensten, den Konfirmationen, bei der Kinderbibelwoche und den Veranstaltungen der Kirchenmusik oder bei einem Spaziergang durch die Natur.
„Manchmal stehen wir auf
Stehen wir zur Auferstehung auf
Mitten am Tage…“
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen heilsame, fröhliche Auferstehung!
Dekanin Christiane Murner