„Was machen denn die anderen Gemeinden?“, erkundigt sich eine Kirchenvorsteherin, „machen die jetzt alle Gottesdienste? Wir, Kirchenvorsteher*innen und Pfarrer*innen tragen doch jetzt die Verantwortung dafür.“ Sie sehnt sich – wie viele Menschen – seit Wochen danach in ihrer vertrauten Kirche Gottesdienst zu feiern. Ab dem 4. Mai dürfen wieder Gottesdienste gefeiert werden. Auf die Pfarrgemeinderäte, die Pfarrer und Kirchenvorstände baut sich inzwischen durch das Interesse der Öffentlichkeit ein großer Druck auf, dies zeitnah umzusetzen. Aber es müssen – um der Gesundheit der Menschen willen – viele Regularien dabei beachtet werden. Der Kirchenvorstand Neumarkt zum Beispiel war sehr ernüchtert. Nur 28 „Sitzeinheiten“, d.h. Menschen, die als Lebensgemeinschaft zusammenwohnen, können in der Christuskirche miteinander Gottesdienst feiern. So sehen es die amtlichen Vorgaben vor. Und dann, wie wird der erste Gottesdienst sein mit Nase-Mund-Schutz für die Gottesdienstbesucher? Ich bin zuversichtlich, Menschen werden wieder gern miteinander Gottesdienste und Messen feiern. Wir werden hier neue Wege miteinander gehen, und dabei verantwortungsvoll füreinander sein. Der Glaube und seine vielfältigen Ausdrucksformen können – gerade in so einer Krise – eine unglaubliche Kraft in Menschen entfalten. Die gute Nachricht kann mich trotz Mund-Nasen-Schutz erreichen und ich kann Gemeinschaft erleben trotz allem im Gottesdienst und Gebet.
„Was sollen wir tun?“ (APG 2, 37), fragten schon einst Menschen Petrus und die übrigen Apostel. Sie waren auf Jesus aufmerksam geworden. Petrus macht ihnen deutlich: „Ihr habt gedacht, Jesus am Kreuz, das ist das Ende. Aber nein, Gott hat aus diesem Ende einen Anfang gemacht. Jetzt, nach dieser Kehrtwende, die euch so berührt hat in eurem Herzen, folgt der Stimme Gottes.“
Die Kehrtwende unserer Tage durch den Virus berührt Menschen zutiefst. Sie erleben wie sich ihr Alltag verändert. Was früher undenkbar war, wird jetzt möglich: Seniorinnen plaudern über Face time mit ihren Enkeln, die Kirchen streamen Gottesdienste, um auch die zu erreichen, die zuhause bleiben müssen, der Urlaub über das lange Maiwochenende wird vielleicht ein Picknick im Kreis der Familie.
„Was sollen wir tun?“, eine spannende Frage. Sie setzt Offenheit und Neugierde voraus, das Wesentliche, das Heilsame – unter veränderten Rahmenbedingungen – zu suchen. Und vor allem signalisiert diese Frage einen Teamgeist, ein Miteinander, das wir dieser Tage in den Familien, in den Gemeinden, im Stadtrat und in der Firma mehr denn je brauchen und auch erleben. Gehen wir gespannt und offen auf manches „Pfingsterlebnis“ in unseren nächsten Tagen zu, weil Gott uns dabei trägt.
Dekanin Christiane Murner