Ausgehend von den Wünschen aus dem Kirchenvorstand und von Gemeindegliedern in der Gemeindeversammlung am 7. Oktober 2018, wie sie sich die Christuskirche für die Zukunft vorstellen, entwickelt ein Team um die Architekten Christian Brückner und Stephanie Sauer zusammen mit Vertretern des Kirchenvorstands und der Landeskirche Ideen, wie diese Wünsche und Anregungen umgesetzt werden können. Einige dieser Wünsche seien hier aufgezählt:
„Die Kirche sollte mehr Weite, mehr Raum haben für die musizierenden Menschen.“ – „… bequemere Bänke“ – „Neues soll sich am Raum der Christuskirche orientieren, alles soll gut miteinander harmonieren.“ – „Fürs Abendmahl soll Platz sein zum Stehen (Verweilen ist wichtig)“ – „Eine zusätzliche kleine Kirchenvariante, wo man auch im kleinen Kreis feiern und sich wohlfühlen kann, wäre wichtig.“ – „Seitenausgang schaffen, damit man nicht gleich auf der Straße steht.“ – „Treppe zur Empore ist eng, damit gefährlich und schlecht zu begehen, vor allem mit Instrumenten.“ – „Wichtig ist auch ein barrierefreier Zugang.“ – „Kirche soll hell, warm und freundlich sein. Das soll abfärben auf das Klima des Gottesdienstes.“- „Es wäre mein Traum, dass auch Kinder und Jugendliche gerne in die Kirche gehen würden.“
In der öffentlichen Kirchenvorstandssitzung am 4. Juli 2019 im Klostersaal präsentierten Christian Brückner und Stephanie Sauer die bisherigen Ergebnisse, deren Quintessenz lässt sich in knappen Worten so zusammenfassen: öffnete man den Chorraum zu seiner ursprünglichen Form, würden neue Möglichkeiten geschaffen für die Chöre, für Gottesdienste und Andachten mit Kindern, Konfirmanden und kleineren Gruppen, es wäre mehr Platz beim Abendmahl im Kreis um den Altar zu stehen; eine Kombination von festen Bänken und zusätzlichen Stühlen würde es ermöglichen die Bänke seitlich von den Wänden abzurücken (kein Gegenverkehr beim Abendmahl, Wände sind im Winter kalt) und trotzdem einen Mittelgang zu behalten; die Toilette soll barrierefreie erreichbar sein, und ein barrierefreier Zugang für Rollstühle, Rollatoren und Kinderwägen von der Seite des Gemeindezentrums (zugemauerte Türöffnung) würde die kritische Ausgangssituation auf die Kapuzinerstraße entschärfen; eine Fußbodenheizung würde eine gleichmäßigere Temperierung des Kirchenraums bieten; die Empore könnte über zwei Treppen an der Kirchenrückwand vom Kirchenraum her zugänglich werden; für die Orgel wäre in jedem Fall die nach 25 Jahren längst überfällige Generalreinigung und Neuintonation vorgesehen.
Bei all diesem Überlegen spielt natürlich auch das Geld eine Rolle. In Zusammenarbeit mit den bisher eingeschalteten Fachplanern sind die Architekten in einer qualifizierten Kostenschätzung auf eine Gesamtbausumme von 3,3 Millionen Euro gekommen. Die zuständigen Vertreter der Landeskirche haben bisher unverbindlich einen Zuschuss von 47 % zu allen Maßnahmen des Substanzerhalts in Aussicht gestellt, nach der bisherigen Rechnung also 47 % von etwa 1,7 Millionen Euro, also ca. 800.000 Euro. Das wären die Kosten für die notwendigen Maßnahmen zur Trockenlegung des Mauerwerks von unten, die Sanierung und Stabilisierung des Dachstuhls und die Sanierung des Nebengebäudes „Im Kloster 9“. Für die Kirchengemeinde blieben nach dieser Rechnung 2,5 Millionen Euro, die sie selbst aufbringen muss.
Viele Menschen spenden seit Jahren für die Renovierung. Aktionen wie die Marmeladenaktion, die Adventshütte, das Kochbuch, Konzerte und die Sing-Mit-Party erhöhen die vorhandenen Eigenmittel der Kirchengemeinde. Doch wird die Umsetzbarkeit des sich in Arbeit befindlichen Entwurfs auch davon abhängen, ob noch weitere Spenden und Zuschüsse gewonnen werden können.
Ein Detail:
Ein Blick in den Hohlraum unter dem Fußboden des Kirchsaals. Der Kirchsaal befindet sich im östlichen Gebäudeteil und wird über den Eingang „Im Kloster 9“ betreten. In den Hohlraum zwischen der Zimmerdecke des Erdgeschosses und dem Fußboden des Kirchsaals im 1. Stock lassen die Wände des ehemaligen Chorraums einsehen: die Zwischenwand zum derzeitigen Altarraum der Kirche ist aus Hohllochziegeln gemauert (1937). Die anderen Wände zeigen mehrere Fassungsschichten, darunter auch Bemalungen aus der Bauzeit im 17. Jahrhundert.
Foto: Bernd Marr