Sie könnte auch irgendwo in Schweden stehen, war mein erster Gedanke, als ich die Deininger evangelische Kirche das erste Mal gesehen habe: ein schmuckes rotes Holzhaus mit weißen Fensterrahmen und einem weißen Dachreiter und einer kleinen Glocke drin, thront sie etwas erhöht auf einer Wiesenböschung, gleich dahinter beginnt der dichte Wald.
Nix mit Schweden, vielmehr ein Stück regionaler Geschichte steckt in der kleinen Holzkirche mit Platz für ca. 50 Personen.
Die vor mittlerweile 70 Jahren am 26. Oktober eingeweihte Kirche war eine Notlösung, weil sich die evangelische Kirchengemeinde keine größere Lösung leisten konnte. Vermutlich als Provisorium gedacht, hat das Kirchlein tapfer die Jahrzehnte überdauert.
In ihrem ersten „Leben“ war sie eine Baracke für Kriegsgefangene, stand in Neumarkt und gehörte der Firma Pfleiderer.
Der damalige Deininger Lektor Max Hübner konnte im Auftrag von Dekan Karl Krodel den Firmeninhaber Pfleiderer dazu bewegen, die zum Abriss bestimmte ehemalige Kriegsgefangenenbaracke der evangelischen Gemeinde für Gottesdienstzwecke zu überlassen. Abbau, Transport nach Deining und Wiederaufbau musste die Kirchengemeinde selbst schultern.
Mit der politischen Gemeinde Deining konnte ein Pachtvertrag geschlossen werden mit allen Zugangs- und Zufahrtsrechten „solange die Kirche steht“.
Ich habe in den Unterlagen nichts darüber gefunden, wie viele Jahre unser Kirchlein in ihrem ersten Leben auf dem Buckel hatte, aber ich finde, es ist ein kleines Wunder, dass sie nun schon 70 Jahre als die kleine evangelische Kirche in Deining auf ihrem kleinen Hügel am Waldrand steht.
Nach einigen Reparaturarbeiten in den letzten Jahren wurden in diesem Jahr in unserem Kirchlein schon so viele Kinder getauft, wie lange nicht mehr. Das steht ihr gut mit ihren 70 Jahren.
Am Sonntag, 30. Oktober, werden wir unser Kirchlein mit einem Festgottesdienst und einem kleinen anschließenden Stehempfang gebührend feiern.
Pfarrer Michael Murner