Dekanin Christiane Murner

Auf ein Wort: Gott wohnt, wo man ihn einläßt

Erstellt von cm/tur |

Gedanken von Dekanin Christiane Murner, wo man mit Gott in Kontakt treten kann

Der junge Mann hatte es sich während der Prüfungsphase geschworen: „Wenn ich den Abschluss schaffe, fahre ich nach Israel.“ An den heiligen Orten wollte er Gott danken und ihm näherkommen. In dem Land, in dem Jesus geboren wurde und lebte. Seine Sehnsucht und Erwartungen waren so groß, dass auch der andauernde Bombenterror und die Anschläge ihn nicht davon abhalten konnten.

Zwei Wochen später berichtet er ernüchtert, fast ein wenig enttäuscht, von seiner Reise ins heilige Land: „Es gab schöne Kirchen, zum Beispiel die am See Genezareth, aber Gott fühlte ich mich dort nicht näher. Die angespannte Atmosphäre und die Angst dort unter der Bevölkerung waren bedrückend. Die können einem Alle richtig leidtun.“

Menschen sehnen sich danach, Gott nahe zu sein an heiligen Orten oder Wegen. Manche unternehmen weite Reisen, andere pilgern auf dem Jakobsweg in der Region. Und suchen den Gott, der inneren Frieden schenkt, der zur Ruhe kommen lässt und hilft, das eigene Leben zu sortieren. Diese Sehnsucht verstehe ich und doch engt sie den Blick manchmal ein.

Denn Gott lässt sich nicht dort finden, wo wir ihn erwarten. Vielleicht ist er schon längst Teil meines Alltags und ich habe ihn nur noch nicht wahrgenommen. „Gott wohnt, wo man ihn einlässt“, verspricht eine rabbinische Erzählung. Also ist Gott auch in diesem neuen Schuljahr dabei, beim Beginn meiner Ausbildung, beim Übertritt in den Ruhestand und in den alltäglichen Herausforderungen meines Lebens.

In der Bibel stellt Gott sich einmal den Menschen vor und sagt von sich: „Ich bin der ich sein werde.“ Gott legt sich nicht fest. Nicht auf einen Namen, nicht auf heilige Stätten. Ein Gott mit vielen Gesichtern und Facetten. Ich glaube, er ist auch dort zu treffen, wo das Leben pulsiert und wir an neuen Herausforderungen wachsen. 

Dekanin Christiane Murner, Neumarkt

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