Ostern heißt unterwegs sein. Auch wenn der Bewegungsradius im Moment eingeschränkt ist, so haben doch viele Menschen das schöne Wetter der letzten Tage für einen Osterspaziergang genutzt. Schon im Mittelalter gab es den Brauch des „Osterlaufens“. Die Menschen sind dabei Schellen schwingend und Halleluja singend durch die Straßen gezogen. In der heutigen Zeit gibt es Ostermärsche, bei denen die Menschen für den Frieden auf die Straße gehen. Das ist nicht überraschend, wenn man sich die biblischen Ostergeschichten anschaut: was da alles gelaufen wird! Beim Evangelisten Matthäus gehen die Frauen zum Grab und eilen voll Freude zurück. Beim Evangelisten Markus fliehen die Frauen zunächst vor Entsetzen vor dem leeren Grab. Und im Lukasevangelium sind zwei Jünger unterwegs nach Emmaus (Lukas 24, 13).
Mit einem fröhlichen Osterspaziergang hat der Weg nach Emmaus jedoch anfangs wenig zu tun. Die Jünger waren nach dem Tod Jesu in tiefer Trauer, ihr Kopf voller Fragen. Enttäuscht und ratlos wanderten sie dahin. Und dann noch dieser „Fremde“, der sich plötzlich zu ihnen gesellt. Erst als der auferstandene Jesus das Brot bricht, verstehen sie, wer sie auf ihrem Weg begleitet hat. Trauer verwandelt sich in Freude. Aus Tränen wird Lachen. Aus innerer Finsternis werden brennende Herzen. Die Jünger erkennen, dass sie nicht allein sind. Jesus ist da – auf allen Wegen, zu allen Zeiten. Und so kehren sie fröhlich nach Jerusalem zurück.
Ostern setzt in Bewegung. Wir wissen nicht, wohin uns der Weg die nächsten Wochen führen wird. Doch wir sind eingeladen, an Jesu Seite zu gehen und zu spüren: unterwegs sein verwandelt und öffnet die Augen. Vielleicht gehen auch wir aus dieser Krise mit einem hoffnungsvollen Blick für das, was wirklich wichtig ist. Gehen wir es an!
Pfarrer Andreas Grell, Christuskirche Neumarkt