Wenn ich in diesen Tagen abends nach Hause fahre, dann strahlt es mir aus so manchen Gärten und Fenstern entgegen: Lichtergirlanden, Sterne und das eine oder andere Rentier erleuchten das Zuhause vieler Menschen. Den Wunsch, sich die dunkle Jahreszeit zu erhellen, kann ich so gut nachvollziehen. Wenn das Tageslicht abnimmt, bringe ich Licht in meine Wohnung: der Adventskranz auf dem Tisch, die Lichterkette am Bücherregal, das Sonnenglas auf dem Fenstersims. Wenn es um mich herum dunkel wird, will ich von innen heraus strahlen.
Der Advent ist eine Zeit der Lichter und des Lichtwerdens. Wir bereiten uns auf Weihnachten vor, darauf, dass Gottes Licht in die Welt kommt. Es ist eine Zeit, in der ich mich danach sehne, dass sich Gottes Glanz auf die Erde niederlegt und die Dunkelheit licht werden lässt.
Denn Dunkelheit herrscht an zu vielen Orten: Nach einem russischen Angriff waren am Donnerstag über eine Million Menschen in der Ukraine ohne Strom. Etwa ein Viertel aller Deutschen waren oder sind an Depression erkrankt. 2023 wurde in Deutschland statistisch fast jeden Tag eine Frau getötet – meist von ihrem (Ex-)Partner. Allein diese drei Nachrichtenmeldungen der letzten Tage lassen mich sprachlos zurück.
Beim Propheten Jesaja heißt es: „Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!“ Diese Worte rief der Prophet einst den Menschen in Israel zu, die aus der babylonischen Gefangenschaft zurück in eine zerstörte Heimat kamen. In die Trostlosigkeit und Dunkelheit soll ein Licht kommen, Gottes Licht! Ob diese Aussicht den Menschen damals Hoffnung und Kraft für den Wiederaufbau gab? Vermutlich schon. Ob damit mit einem Mal die Trauer verschwunden und die Städte wiederaufgebaut waren? Sicher nicht.
Gottes Licht war und ist im Kommen. Noch existiert die Dunkelheit in der Welt und in mir. Doch schon jetzt darf ich mich von Gottes Licht anscheinen lassen. In jeder Adventszeit scheint mir das Licht von Bethlehem entgegen. In jeder Krippe kommt Gott selbst in die Welt, wendet sich mir zu, nimmt mich hinein in den göttlichen Schein, umleuchtet und umfängt mich und holt mich heraus aus der Dunkelheit. Im Advent wird es hell in mir und ich strahle durch Gottes Licht. In diesem Glanz wird mir Perspektive und Zukunft geschenkt.
Ihre Pfarrerin Stefanie Probst-Wechsler