Rund 20 000 Mal – so oft atmen wir am Tag ein und wieder aus. Mit jedem Atemzug versorgen unseren Körper mit Sauerstoff, beeinflussen unseren Herzschlag und sogar die Stimmung. Dabei leben wir in atemlosen Zeiten. Wir kommen kaum noch zur Ruhe im medialen Dauerfeuer. Zunehmender Stress treibt uns in die Enge. Panik verbreitet sich angesichts der Zukunftsaussichten. Hier braucht es Zeiten des Luftholens.
Die Fastenzeit ist eine besondere Gelegenheit, sich diese Zeit zu nehmen. Jedes Jahr gibt es die Fastenaktion der Evangelischen Kirche „7 Wochen ohne“. In diesem Jahr steht sie unter dem Motto „Luft holen! 7 Wochen ohne Panik“.
Der Mensch ist von Anbeginn eng verbunden mit dem Atem Gottes. Gottes Odem schuf in der Schöpfungsgeschichte aus dem Klumpen Erde den ersten Menschen. Ohne Gottes Atem wäre der Mensch tote Materie geblieben. Diesem Odem nachzuspüren, ihn wieder in sich aufzunehmen, braucht bewusste Zeit. Sieben Wochen sind dafür eine gute Spanne.
In Psalm 46,10 heißt es: „Seid still und erkennt, dass ich Gott bin.“ Diese Aufforderung ist ein wertvoller Hinweis darauf, wie wichtig es ist, inmitten von Herausforderungen und Ängsten einen Moment der Stille zu finden. Wenn wir uns Zeit nehmen, um durchzuatmen und zur Ruhe zu kommen, können wir die Stimme Gottes in unserem Leben besser hören.
Durchatmen bedeutet nicht, dass wir die Herausforderungen ignorieren, die uns begegnen. Vielmehr geht es darum, einen gesunden Abstand zu finden und uns nicht von Ängsten leiten zu lassen. Gebet, Meditation, Spaziergänge in der Natur oder ein ermutigendes Bibelwort können dabei besondere Kraftquellen sein.
Jesus hat schon zu Lebzeiten für sich Rückzugsorte und bewusste Zeiten gefunden, um wieder mit Gottes Atem in Kontakt zu kommen. Folgen wir ihm darin in dieser Fastenzeit.
Schön, wenn Sie dabei sind!
Ihr Stellv. Dekan Andreas Grell