Die heutige Evangelisch-Lutherische Christuskirche war vormals Kirche vor der Stadtmauer im Kloster der mit der Durchführung der Gegenreformation betrauten Kapuziner. Gundsteinlegung 1674, Aufbau teilweise aus Steinen der Burgruine Wolfstein, Einweihung am 3. Oktober 1677 durch den Eichstätter Weihbischof.
1802 mussten die Kapuziner im Zuge der Säkularisation Neumarkt verlassen. Die Gebäude des Klosters wurden 1803 versteigert, die Klosterkirche in drei Lagerscheunen aufgeteilt.
Im frühen 19. Jahrhundert fanden evangelische Bürger aus Franken und aus dem „Landl“ um Sulzbürg wieder Heimatrecht in Neumarkt. Es waren vor allem Kaufleute und Soldaten des Chevauxleger-Regiments und ihre Familien. Zu Gottesdienst und Abendmahl hatten sie einen dreistündigen Fußweg bis nach Sulzbürg und wieder zurück. Die damals 140 Gemeindeglieder ergriffen alsbald selbst die Initiative zur „Schaffung eines Gottesdienstlokales“.
1854 konnte der mittlere Teil der ehemaligen Kapuziner-Kloster-Kirche erworben, und durch Spenden, auch von vielen Gemeinden und Einzelpersonen in Bayern, zu einem Gottesdienstraum umgebaut werden. Nach mehr als 230 Jahren fand bei der Einweihung am 16. Dezember 1855 erstmals wieder ein Evangelisch-Lutherischer Gottesdienst in Neumarkt statt. Erst 1857 erhielt Neumarkt einen königlich-bayerischen Vikar und wurde somit eine eigene Kirchengemeinde. Es wurde ein ständiges Vikariat in Verbindung mit einer protestantischen Schule errichtet. Die Amtseinführung von Gustav Steinlein, bisher Predigtamtskandidat und Privatvikar in Vohenstrauß, fand am 10. Mai 1857 statt. Der Vikar musste wöchentlich vier Stunden Religionsunterricht erteilen. Zu dieser Zeit hatte Neumarkt 4.000 Einwohner, 203 Personen waren evangelisch, darunter 106 Soldaten und 17 Angehörige.
Durch den raschen Anstieg der Zahl der Gemeindeglieder wurde eine erneute Erweiterung der Kirchenräume dringend notwendig. Mit Hilfe von Spenden aus ganz Deutschland, aus Dänemark, Belgien, Schweden und Amerika konnte der Westteil der ehemaligen Klosterkirche, die sogenannte Kornburger Scheune, und das König’sche Häuschen erworben werden. Initiator dieser Sammelaktion war Joseph Schoenniger.
Mit der Geschichte der Christuskirche und der protestantischen Gemeinde Neumarkt auf das innigste verbunden war der Königliche Landgerichts-Assessor Joseph Schoenniger aus Nürnberg. Man nannte ihn „...den Patron unserer Gemeinde... ...Neumarkt war sein Schoßkind... ...dieser Mann war verliebt in Neumarkt...“ (Zitate aus einer Festschrift von 1907). Bei wiederholten Aufenthalten im Neumarkter Wildbad, in dem er und seine Gattin Genesung suchten, lernte er die „armseligen Verhältnisse der Neumarkter Glaubensgenossen kennen“. Nach dem er, bedingt durch eine Erkrankung, 1857 in den Ruhestand getreten war, konnte er seine ganze Kraft für Neumarkt einsetzen. Mit einigen gleichgesinnten Freunden bot er alles auf, dieser Not abzuhelfen. Die Einweihung der evangelischen Kirche in Neumarkt war „ein Höhepunkt im Leben Schoennigers“.
Dank zahlreicher weiterer Spenden (vor allem durch den Verkauf des „Neumarkter Predigtbuches“) erhielt die Kirche einen Turm mit drei Glocken. Altar und Eingang wurden in Ost-West-Richtung verlegt. Die zweite Einweihung fand am 31. August 1862 statt.
Bereits 1866 musste der schon baufällig gewordene Turm verstärkt werden. Eine Restaurierung im Innern fand 1886 statt: das fleischfarben getünchte, kahle, mit der übrigen stilgerechten Einrichtung der Kirche nicht recht harmonierende Tonnengewölbe wurde durch den Kirchenmaler Luxenhofer mit architektonischer Malerei versehen.
Dieses Buntglasfenster, ursprünglich in der Kirche und ab 1938 in der alten Sakristei, stiftete 1909 Hauptlehrer Hans Hiltner, der erste Lehrer an der evangelischen Volksschule in der Bahnhofstraße. Die Darstellung des Bibelwortes „Lasset die Kindlein zu mir kommen“ sollte den Gedanken der christlichen Schule zum Ausdruck bringen.
1912 wurde das Vikariat zur Königlichen Pfarrei erhoben und 1914 Neumarkt Sitz des zuvor in Pyrbaum befindlichen Dekans des Dekanatsbezirkes.
1924 erhielt die Kirche elektrische Beleuchtung, 1929 elektrische Beheizung. 1929 konnte außerdem das an die Kirche angebaute Haus „Im Kloster 9“ gekauft werden (der Besitzer hatte noch bis 1934 das Wohnrecht darin). Nach der gründlichen Überholung der Orgel erhielt diese 1930 einen elektrischen Antrieb.
Das Wolfsteinsche Wappen in der alten Sakristei trägt das Datum des 75-jährigen Jubiläums der Kirchengemeinde: 30. Oktober 1932
In den folgenden Jahrzehnten wuchs die Gemeinde abermals. Ihre Zahl betrug jetzt schon rund 1.500 Gemeindeglieder. Nachdem 1936 der fehlende Ostteil der früheren Klosterkirche gekauft werden konnte, wurde „der Schlussstein im Kirchenbau Neumarkt gesetzt“. Der ehemalige Chorraum wurde zu einem Viertel mit der Kirche verbunden und zu drei Viertel zu einem Bibelstunden- und Konfirmandensaal (heute Kirchsaal) mit 100 - 120 Sitzplätzen im ersten Stock, zusammen mit einer 3-Zimmer-Wohnung im Hochparterre, ausgebaut. Im Anbau wurden außerdem WC, Garderobe, Sakristei und ein weiteres Zimmer integriert. Die Einweihung des Gemeindesaales erfolgte am 31. Oktober 1937.
Den Chorraum schmückt von nun an ein Lindenholz-Kruzifix mit Christusfigur des Münchener Künstlers Helmut Ammann. Auf der Empore wurde eine neue Steinmeyer-Orgel, unter Verwendung von Orgelteilen aus dem Jahr 1862, installiert.
Altar und Kanzel aus rotem Nürnberger Sandstein stiftete der Neumarkter Apotheker Karl Speier.
Sechs Bildersymbole malte der Kunstmaler Schultheiss aus München. Die dritte Einweihung nahm Landesbischof Hans Meiser am 16. Oktober 1938 vor.
Im zweiten Weltkrieg mußten 1942 zwei der drei Glocken für Kriegszwecke abgeliefert werden, was im ersten Weltkrieg noch verhindert werden konnte.
1945 erlitt der Kirchturm durch Bomben und Granaten Beschädigungen. Das Kirchendach sowie die Orgel wurden schwer getroffen. Sämtliche Fenster waren zerborsten.
1952 wurden die Schäden gründlich behoben. Der Kirchturm wurde nach Plänen von Architekt Georg Engel bis zum Kranz abgetragen, das Fundament vergrößert, und der Turmhelm in der heutigen Form aufgebaut.
1953 fand die Weihe der vier neuen Glocken statt. Dazu gab es einen Festzug durch die Innenstadt. Die Glocken der evangelischen Kirche und der katholischen Hofkirche zusammen waren an einem Sonntag beim 12-Uhr-Läuten im Bayerischen Rundfunk zu hören.
Seit 1956 erinnern im Vorraum der Kirche Gedenktafeln an die Gefallenen der beiden Weltkriege.
1962, 1969, 1974 und 1975 gab es verschiedene Innen- und Außenrenovierungen.
Am 20. Oktober 1985 wurde die Tradition des Kirchweih-Sonntags wieder aufgenommen und dem Gotteshaus zur 130-Jahr-Feier der Name „Christuskirche“, in Anlehnung an die dominierende Christusfigur im Altarraum, verliehen.
1986 erhielt die Kirche einen Bildteppich „Werke der Barmherzigkeit“, entworfen und ausgeführt vom Künstlerehepaar Münch, Ebrantshausen, sowie
1987 die gestifteten Buntglasfenster „Ostern“ und „Pfingsten“, entworfen von dem Künstler Helmut Münch, Ebrantshausen, ausgeführt von der Firma Schwarzmayr, Regensburg.
Am 08. Oktober 1995 wurde die neue Sonnen-Orgel der Firma Eule, Bautzen eingeweiht. Im Zuge dessen wurde auch die Empore vergrößert.
Es folgte im Jahr 1999 der Dornbusch-Leuchter. Ambo (Lesepult) und Kerzenständer im Jahr 2000 und 2003 Wandablagen für die Bibel und das Buch mit den Gebetsanliegen. Alle nach Entwürfen des Künstlers und Schmieds Hans Hahn aus Winkelhaid, welcher die Einrichtungsgegenstände auch selbst anfertigte.
Im Jahre 2005 wurde das 150-jährige Bestehen der Christuskirche gefeiert.
Die nächste größere Baumaßnahme war die Neueindeckung des Kirchturmdaches im April 2006.
Aussehen, Räume und Kirchenausstattung der Christuskirche, so wie sie der Gemeinde bis zum Beginn der Renovierung im Jahr 2021 zur Verfügung stand, ist in Archiv Christuskirche dokumentiert.
In Evangelisches Zentrum ist die Entstehung des Evangelischen Zentrums und das Gemeindeleben der evang.-luth. Christen ausführlich dargestellt.
Ab 2018 wird in der Gemeinde intensiv an dem "Projekt Christuskirche" zur Renovierung unseres Gotteshauses gearbeitet, welchem wir auf dieser Homepage eine eigene Rubrik gewidmet haben.
Am Sonntag, 02. Mai 2021 um 10:00 Uhr fand der letzte Gottesdienst (mit Abendmahl) im bisher gewohnten Raum der Christuskirche, leider unter Corona-Pandemie-Bedingungen, statt. Unter dem Titel "Abschied und Neubeginn" gab es dabei auch den Startschuss für die Renovierung der Christuskirche durch die Mitwirkenden Dekanin Christiane Murner, Pfarrer Andreas Grell, Pfarrer Martin Hermann, Pfarrer Michael Murner, Vikarin Sophie-Marie Reinert und zahlreiche Ehrenamtliche. Ein bewegendes Ereignis. Dieser Link führt zur Aufzeichnung auf unserem YouTube Kanal.
Geschichte bewahren. Zukunft gestalten!
Unter diesem Motto steht eines der größten Projekte der Kirchengemeinde, die Renovierung unserer Christuskirche in den nächsten Jahren.
Viele Informationen zum Projekt finden Sie auf einer eigens hierfür erstellten Webseite mit einem Klick auf das violette Logo.
Darüberhinaus gibt es hier auf dieser Webseite im Menüpunkt "Helfen & Spenden" die Unterseite "Projekt Christuskirche" mit Hinweisen zum Stand der Planungen und zum Baufortschritt.
Gekennzeichnet durch die Kontaktbeschränkungen der Corona-Pandemie beginnen die Räumarbeiten, der Rückbau und die Neugestaltung. Gottesdienste finden meist im Freien auf der Gemeindewiese an der Seelstraße, bei widrigem Wetter im Klostersaal statt. Besondere Gottesdienste dürfen in ökumenischer Freundschaft in der Hofkirche und im Münster St. Johannes gefeiert werden.
Ein paar Meilensteine
Viele Details über die Renovierungszeit aus Gemeindebriefen, Videos und Berichten sind auf der Seite Projekt Christuskirche gelistet.
Mit der Wiedereinweihung durch Regionalbischof Klaus Stiegler am 25. Juni 2023 wurde die Christuskirche erneut Treff- und Mittelpunkt der Kirchengemeinde.
Unsere Fotogalerie zeigt abwechslungsreiche Einblicke in den Einweihungssonntag mit Festgottesdienst und Nachmittagsprogramm.